Thomas, magst du mal von deinem ersten bewussten Weinerlebnis erzählen?
Thomas Anders: „Ich bin in der Nähe der Mosel aufgewachsen. So war ich schon als Jugendlicher auf den für meine Heimat typischen Weinfesten unterwegs. Ob ich das Weintrinken auf den Festen allerdings als bewusstes Genusserlebnis bezeichnen möchte, weiß ich jetzt nicht. Grundsätzlich war Wein hier aber immer ein Thema. Der bewusste Weingenuss kam für mich erst so mit Mitte 20. Damals haben wir angefangen, auf den Geburtstagen mit Champagner anzustoßen und auch mal einen tollen Wein zum Abendessen zu genießen. Zwischen dem ersten Weinkontakt und dem ersten echten Weingenuss lagen also schon ein paar Jahre.“
Du hast gerade dein zweites Kochbuch veröffentlicht. Wie hast du eigentlich zum Kochen gefunden?
„Das war in etwa zur gleichen Zeit. Es begann damit, dass ich abends für mich selbst gekocht habe. Nach den großen Modern Talking Erfolgen, wurde es immer schwieriger, in einem Lokal zu essen. Auch wenn ich mit Freunden unterwegs war, konnte ich kaum den Suppenlöffel heben, ohne um ein Autogramm gebeten zu werden. Das ist natürlich nicht schlimm und gehört dazu, aber eine entspannte Konversation ist unter den Umständen einfach nicht möglich. Also bin ich dazu übergegangen, meine Freunde zum Essen nach Hause einzuladen. Ich fing an, ein bisschen zu experimentieren. Daraus ist schließlich eine große Leidenschaft erwachsen.“
Was dann letztens auch zum ersten Kochbuch in 2017 führte, oder?
„Ganz genau, wobei ich mir vorher nie habe träumen lassen, ein Kochbuch zu veröffentlichen. Das war eher Zufall. Letztlich hat mir die Arbeit an dem Kochbuch aber unglaublich viel Spaß gemacht. Ich habe vieles gelernt. Die Gerichte kamen im Großen und Ganzen von mir, wir haben sie aber mit Profiköchen ausgearbeitet und geschliffen. Sie haben mir viele Tipps und Tricks verraten, die ich noch heute in der Küche anwende. In den vergangenen sechs Jahren habe ich auf diesem Wissen aufgebaut und traue mir heute in der Küche auch viel mehr zu. Ich finde es toll, wie Köche mit Lebensmitteln mit Gewürzen umgehen, wie sie mit Süße, Säure und Umami spielen. Das ist eine Kunst.
Als Hobbykoch darf man sich natürlich nicht mit einem Gastronomen vergleichen. Ein Koch verfügt ja häufig über ganz andere Möglichkeiten und Geräte in seiner Profiküche.“
Wir kochen in aller Regel auch keine 100 Liter Knochenbrühe zu Hause…
„Das stimmt natürlich. Dazu fällt mir eine ganz witzige Geschichte ein. Ich war vor Jahren in der Kantine vom SWR in Stuttgart zu Gast. Dort wurde mir ein sensationelles Asia-Dressing über dem Salat serviert. Das hätte ich wirklich so auslöffeln können. Ich habe die Bedienung nach dem Rezept gefragt. Der Koch mailte es mir schließlich zu: Drei Liter Öl, fünf Liter Orangensaft, zwei Tassen Salz und ein paar weitere Geheimzutaten, die ich nicht preisgeben darf. Ich weiß nicht, wie es Dir geht, aber in meiner heimischen Küche brauche ich in aller Regel nicht Literweise Dressing. Also habe ich angefangen, das Riesenrezept auf vier Portionen runterzurechnen und etwas zu experimentieren. Ich finde es immer wieder faszinierend in welchen Dimensionen die Profis denken und kochen müssen.“
Wie kam es jetzt zum zweiten Kochbuch?
„Die Pandemie hat mir die Zeit verschafft, kreativ zu werden – nicht nur musikalisch, sondern auch in der Küche. Ich habe – natürlich auch notgedrungen – jeden Tag für die Familie gekocht. In der Zeit sind viele Rezepte entstanden. Dann habe ich meinen Verleger Ralf Frenzel angetextet: „Ralf, könntest du dir ein zweites Kochbuch vorstellen?“ Er hat zugesagt. Das Ganze war jetzt vor knapp anderthalb Jahren. Und so fingen wir an, uns auszutauschen. Das Ergebnis liegt jetzt vor uns: Meine Lieblingsrezepte!“
Was darf im Hause Anders niemals ausgehen?
„Wein und Champagner! Frische Pasta darf auch nicht fehlen. Ich habe immer Knoblauch, Senf, Öl, Essig, Ketchup, Zwiebeln, Basilikum und andere frische Kräuter im Haus. Das ist die Basis. Wichtig sind mir auch Creme fraiche, Sahne und Schmand. Einen Flammkuchen kriege ich so jederzeit hin. Speckwürfel, Lachs oder Gemüse kommen dann als Topping oben drauf. Irgendetwas davon habe ich immer im Kühlschrank.“
Was ist für Dich ein perfektes Food-Wine-Pairing?
„Ich esse sehr gerne asiatisch. Bei vielen Gerichten aus Thailand, Vietnam oder China ist das Wine-Pairing für mich eine Herausforderung. Ich greife hier öfter zu einem leichten Weißburgunder, das passt für mich ganz gut. Am liebsten trinke ich zu vielen asiatischen Speizialitäten aber ein Bier oder einen Sake. Das gehört irgendwie dazu. Was für mich hingegen richtig gut zu Wein passt, ist Pasta. Wunderbare Fettucine mit Lachs in einer Zitronensoße und dazu ein trockener Weißwein – was für eine Symbiose. Das ist einfach super lecker.
Wie stehst Du als Gourmet eigentlich zu Fertiggerichten?
Ich habe Spaß daran, meine Koch Leidenschaft weiterzugeben und andere Menschen für das Kochen zu begeistern. Deswegen habe ich auch mein zweites Kochbuch herausgebracht. Die Gerichte sind ganz einfach nach zu kochen.
Mein Appell: Lasst die Finger weg von dem Convenience Mist! Alles, was mit „Plastikfolie abziehen und die Mikrowelle stecken“ zu tun hat, finde ich schwierig. Die künstlichen Haltbarkeitsmittel, Glutamate und sonstige Geschmacksverstärker sind nicht gut für unseren Körper. Ein Salatdressing lässt sich in ein paar Minuten wunderbar selbst zubereiten, warum muss ich dafür ins Kühlregal greifen oder eine Tüte aufreißen. Schafft Euch Eure eigenen Geschmackserlebnisse!“
Das ist doch ein schönes Schlusswort. Danke Dir, Thomas!
Tipp der Redaktion
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